Lüneburg

„KommMit Bildung – Berufliche Orientierung und Integration von Migrantinnen“

Sie sind hochqualifiziert und haben oft viele Jahre gearbeitet. Dann mussten sie fliehen, kamen nach Deutschland – und plötzlich scheint all das, was sie erreicht und getan haben, nichts mehr wert zu sein. Dabei hätten viele Frauen ihrer neuen Heimat viel zu geben. „In Deutschland fehlen Fachkräfte, doch eigentlich sind sie schon da“, schildert Yasemin Kocak, Pädagogische Mitarbeiterin beim Verein Niedersäschsischer Bildungsinitiativen (VNB). „Sie finden nur nicht in die Arbeit.“

Diese Beobachtung machten die Mitarbeiter des Projektbüros Lüneburg vor allem in ihren Deutschkursen, die sie zur Vorbereitung auf einen Beruf oder ein Studium anboten. So entstand die Idee zu ihrem neuen Projekt „KommMit Bildung – Berufliche Orientierung und Integration von Migrantinnen“, das 2023 gestartet ist, und durch das besonders hochqualifizierten Frauen der Sprung in den Arbeitsmarkt erleichtert werden soll.
„Frauen haben oft das Problem, dass sie in reglementierten Berufen gearbeitet haben, zum Beispiel als Lehrerin. Deswegen müssten sie jetzt viel investieren – wie in die Sprache -  um erneut diesen Beruf ausüben zu können“, sagt Yasemin Kocak.

Ein bunter Strauß an Angeboten
„KommMit Bildung“ bietet kein festes Programm, sondern vielmehr einen bunten Strauß an verschiedenen Angeboten, aus dem sich die Frauen das aussuchen können, was sie gerade brauchen. „Die Meisten kommen erstmal in unsere Beratung. Dort schauen wir uns gemeinsam an, was die Frau bisher gemacht hat. Sie kann ihre Zeugnisse und Zertifikate mitbringen und wir geben ihr einen ersten Überblick, wie es jetzt weitergeht und helfen ihr, sich bei der Anerkennungs-Beratung in Osnabrück anzumelden.“ Im Gespräch kristallisiere sich auch schnell heraus, was die Frauen machen wollen. Möchten sie erneut in ihrem Beruf arbeiten und können sie sich auch vorstellen eine Umschulung zu machen? Wo liegen ihre Stärken?
„Unser Vorteil ist, dass wir im Vergleich zu Behörden viel Zeit haben, um in Ruhe mit den Frauen zu sprechen“, sagt Yasemin Kocak. „Wir bauen keinen Druck auf, sondern können jede von ihnen individuell betrachten und Themen herausarbeiten. Dabei soll eine Atmosphäre entstehen, in der sich die Frauen wohl und sicher fühlen.“

Neben der Beratung bietet „KommMit Bildung“ auch Workshops an, in denen die Frauen sich ausprobieren und feststellen können, welcher Berufszweig ihnen liegen würde. „Dabei ist uns wichtig, was die Teilnehmerinnen wollen.“ Es stehen auch Kurse zur Auswahl, bei denen weiteres Wissen über die Arbeitswelt in Deutschland vermittelt wird: Wie bewerbe ich mich? Wie läuft das Ausbildungssystem in Deutschland? Wie beginne ich ein Studium?
Alle Workshops bieten die Möglichkeit zu lernen auf Deutsch sich über Beruf Ausbildung und Studium auszutauschen. Daneben gibt es Mini-Sprachkurse, die jeweils ein Thema fokussieren.
„Beim Sprechtraining simulieren wir auch Bewerbungsgespräche und greifen Themen auf, die für unsere Zielgruppe wichtig sind“, so Yasemin Kocak. Diese Kurse finden regelmäßig sowohl online als auch in Präsenz statt. „Zu uns kommen auch Frauen, die noch keinen Zugang zu einem Sprachkurs haben, sich aber unbedingt informieren wollen.“ Ein Ziel für die nächsten Workshops soll sein, Netzwerke aufzubauen, in denen die Frauen sich gegenseitig unterstützen.

Jede ist willkommen

Aber es geht auch oft darum, die Frauen zu stärken und aufzubauen, wenn beispielsweise wieder einmal eine Ablehnung auf ein Bewerbungsschreiben ins Haus geflattert ist. „Für manche ist ihre neue Situation sehr belastend. Sie müssen eine Sprache lernen, sich mit amtlichen Schreiben auseinandersetzen und vieles mehr. Das ist für einige zuviel. Die sitzen dann vor uns und fangen an zu weinen.“

Obwohl sich das Projekt hauptsächlich an hochqualifizierte Frauen richtet, ist grundsätzlich jede willkommen. „Wir schicken niemanden weg“, erklärt Yasemin Kocak. „Unserem Verein liegt die gleichberechtigte Teilhabe an Bildung am Herzen. Jeder sollte Zugang dazu haben.“

Stimmen der Teilnehmerinnen
Als Nadiia Puzan aus der Ukraine sich entschied, an dem Projekt teilzunehmen, hoffte sie auf Hilfe, um eine Bestätigung ihres Lehramtsdiploms für eine spätere Anstellung in Deutschland zu bekommen. Doch sie bekam noch sehr viel mehr! „Die Frauen haben mir geholfen, einen Lebenslauf und eine Bewerbung für Arbeitgeber korrekt zu verfassen.  Ich habe Online- und Offline-Meetings-Seminare besucht, die sich mit wichtigen Fragen zu Beschäftigung und Integration, Gesetzen und Arbeitsverträgen befassen.  All dies ist sehr wichtig und notwendig“, erläutert Nadiia Puzan.

Rada Aldali aus Syrien wollte erkunden, welche beruflichen Chancen sie in Deutschland überhaupt hat und auch ihre Fähigkeiten verbessern. „Ich habe auf praktische Unterstützung und wertvolle Kontakte gehofft“, erzählt sie. Ihre Erwartungen seien am Ende sogar übertroffen worden. „Am Besten haben mir die individuelle Beratung und die praxisorientierten Workshops gefallen“, schwärmt Rada Aldali.

Auch Carla Patrícia Queiroz Großheide aus Brasilien ist sehr dankbar „KommMit Bildung“ gefunden zu haben. Sie wünschte sich Hilfe beim Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt. „Dieses Projekt geht sensibel auf die Situation von Migrantinnen ein und hilft, das Arbeitssystem in Deutschland sehen und verstehen zu können“, sagt sie. „Ich habe erwartet, dass Kurse oder Informationsvermittlung direkt und bürokratisch erfolgen. Glücklicherweise erhielt ich die Informationen auf personalisierte, unkomplizierte, humanitäre und motivierende Weise.“
Am besten haben ihr die angebotenen Kurse und Aktivitäten gefallen. „Hervorheben möchte ich, dass Fachleute eingebunden waren und die Frauen bei ihren Anliegen unterstützt haben. Hier finden wir nicht nur ein Projekt, sondern Menschen, die mit dem Herzen arbeiten“, lobt Carla Patrícia Queiroz Großheide.
Sie legt anderen Frauen eine Teilnahme an „KommMit Bildung“ ans Herz. „Ich sage aufrichtig, dass sie in diesem Projekt sicherlich Unterstützung finden werden, um ihre beruflichen und Lebensziele zu erreichen. Ihrer Qualitäten und Fähigkeiten werden wertgeschätzt, sie erhalten Unterstützung bei der Überwindung von Ängsten, Traumata und Unsicherheiten und haben die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und ihren Träumen und ihrem Erfolg entgegenzufliegen.“

Nadiia Puzan stimmt ihr zu: „Ich habe vielen Frauen, die ich kenne, geraten und rate noch immer, sich an den VNB zu wenden.“ Auch Rada Aldali sagt: „Ich würde anderen Frauen raten, teilzunehmen, da es eine großartige Gelegenheit ist, beruflich voranzukommen.“

In aller Kürze:
„KommMit Bildung – Berufliche Orientierung und Integration von Migrantinnen“ ist 2023 gestartet und soll besonders hochqualifizierten Frauen den Sprung in den Arbeitsmarkt erleichtern.
Projektträger ist der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB).

Kontakt
Möchten Sie mehr wissen? Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Vereins Niedersächsischer Bildungsinitiativen.

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