Salzgitter

Job-Update

Sie kümmern sich um ihre Kinder und sorgen dafür, dass im Haushalt alles reibungslos funktioniert. Doch da ist auch der Wunsch nach neuen Aufgaben außerhalb des eigenen Hauses, nach Selbstverwirklichung und finanzieller Unabhängigkeit. Dinge, die eine Arbeit bieten kann.
Aber der Schritt aus dem Kosmos Familie hinaus ins Berufsleben kann auf manche erziehende Frau sehr einschüchternd wirken – gerade vor dem Hintergrund, dass die technischen Anforderungen ständig wachsen. Viele fragen sich: Bin ich fit für den Arbeitsmarkt? Bringe ich die erforderlichen Fähigkeiten mit? Was kann ich überhaupt?

Solche Frauen möchte das SOS-Mütterzentrum in Salzgitter unterstützen, ihnen wichtige Kompetenzen vermitteln und so den Weg ins Berufsleben ebnen. Dafür hat es das RIKA-Projekt „Job-Update“ ins Leben gerufen, das am 1. Dezember 2022 gestartet ist.  „Es ist aus einem Vorgänger-Projekt hervorgegangen, in dem es darum ging, digitale Kompetenzen zu stärken“, erläutert Nicole Scheid vom Mütterzentrum.

Frauen werden sich ihrer Fähigkeiten bewusst
Während der Corona-Pandemie seien manche Frauen mit der Technik überfordert gewesen, was zum Beispiel das Homeschooling zu einer Herausforderung machte. Das Mütterzentrum unterstützte sie – und bekam dadurch die Idee für ein weiteres Projekt.
Der Unterschied: diesmal sollen berufsbezogene, digitale Kompetenzen vermittelt werden.  „Sie lernen beispielsweise, wie ein Haushaltsplan oder eine Pflegedokumentation am Rechner erstellt wird“, erklärt Nicole Scheid.
Dieser Unterricht findet jeden Dienstag und Mittwoch statt. Das SOS-Kinderdorf stellt dafür extra Laptops zur Verfügung, mit denen die Frauen arbeiten können.

Doch das „Job-Update“ bietet noch viel mehr! „Wir machen auch Bewerbungstraining mit den Frauen. Jeden Donnerstag beschäftigen wir uns mit ihren Sozialkompetenzen“, so Nicole Scheid. „Wir helfen ihnen dabei herauszufinden, welche Fähigkeiten sie bereits mitbringen und wie sie diese in ihrem künftigen Job einsetzen können.“

Theorie und Praxis gehen Hand in Hand
Montags und freitags geht es dann immer von der Theorie in die Praxis. Unter der Aufsicht von Fachanleiterinnen arbeiten die Frauen entweder in der Generationsübergreifenden Betreuung, im Gastronomie-Bereich oder in der Hauswirtschaft mit. „So sind sie im Alltag des Mütterzentrums dabei und werden an den Beruf herangeführt“, so Nicole Scheid.

In der Gastronomie bekommen sie beispielsweise gezeigt, wie ein Frühstück angerichtet und serviert wird, wie die Maschinen in der Küche bedient werden und wie man Essen ausgibt.
In der Betreuung setzen sie sich zu den Senioren und Kindern, unterhalten sich oder spielen Brettspiele. „Später sollen sie auch Praktika in externen Betrieben machen. Auch dabei helfen wir ihnen.“

Angelegt ist das Projekt auf zwei Jahre. Am Ende bekommt jede Teilnehmerin ein Zertifikat und hat – so der Wunsch von Nicole Scheid und ihrem Team – genug Erfahrungen und Kompetenzen gesammelt, um den Schritt in den Arbeitsmarkt zu wagen.

"Die Frauen sind sehr motiviert!"

Doch wie kommen die Frauen überhaupt in das Projekt? „Wir arbeiten eng mit dem Job-Center zusammen“, erklärt Nicole Scheid. „Die Mitarbeiter schlagen uns Frauen vor und helfen uns bei Fragen.“ Wenn die Frauen dann in das Mütterzentrum kommen, führt Scheid mit ihnen ein Erstgespräch, in dem alle offenen Fragen geklärt werden.
Anschließend werden die Unterlagen für das Job-Center ausgefüllt, die Teilnehmerinnen suchen sich einen der drei Bereiche aus und erhalten einen Wochenplan.

Derzeit sind zwölf Frauen im „Job-Update“. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und der Ukraine. Aber auch vier Deutsche sind dabei. „Die Frauen sind unheimlich motiviert und haben sehr viel Spaß“, schwärmt Nicole Scheid.  „Es ist berührend zu sehen, wie sie selbstbewusster werden und den Schritt in eine neue Gemeinschaft meistern.“

Stimmen der Teilnehmerinnen
Und was hat die Frauen bewogen, an dem Projekt teilzunehmen? „Deutsch lernen oder verbessern“ lautet die häufigste Antwort.
Andere wünschten sich, mehr Kontakt zu haben, einen Beruf zu finden oder den Umgang mit dem Computer besser zu meistern. Doch die Unsicherheit war bei einigen Teilnehmerinnen groß. „Ich hatte Angst zu sprechen“, berichtet eine von ihnen. „Ich dachte, es wäre schwieriger.“
Eine andere fürchtete, dass ihre Teilnahme nicht mit den Schulzeiten ihrer Kinder vereinbar sein würde.

Doch am Ende lösten sich alle Bedenken in Wohlgefallen auf. „Ich hatte nicht erwartet, dass die Kommunikation und die Begegnung mit anderen Menschen meine Angstbarriere durchbrechen würden. Die Leute, mit denen ich kommuniziere, sind sehr nett“, sagt eine Teilnehmerin. Eine andere meint, ihre Erwartungen seien sogar übertroffen worden. Besonders schätzen die Frauen das Miteinander und den Zusammenhalt.

Auch auf die Frage, ob die Teilnahme an dem „Job-Update“ ihr Leben verändert habe, fallen die Antworten eindeutig aus: „Ja, das Projekt hat mein Leben sehr verändert. Ich kann mit Menschen ohne Angst kommunizieren“, schildert eine der Frauen und eine andere sagt: „Ich habe Vertrauen gewonnen und kann jetzt ohne Angst mit jedem sprechen.“
Würden sie auch anderen Frauen die Teilnahme empfehlen? „Ja“, bestätigen die Teilnehmerinnen. Es sei der perfekte Weg, um einmal rauszukommen, Menschen kennenzulernen, die deutsche Sprache zu üben und den ersten Schritt ins Berufsleben zu meistern. Die Mitarbeiter seien alle „sehr freundlich und hilfsbereit.“ Eine der Frauen macht ihren Standpunkt besonders deutlich: „Ich würde sagen, dass alle Frauen einfach teilnehmen sollten, um mehr zu lernen.“

In aller Kürze:
Das Projekt "Job-Update" ist 2022 gestartet und auf zwei Jahre angelegt.
Projektträger ist das SOS-Kinderdorf e.V.
Die Teilnehmerinnen sind die ganze Woche vor Ort.

Kontakt
Möchten Sie mehr wissen? Weitere Informationen finden Sie auf der Website des SOS Kinderdorf Mütterzentrum.

Gefördert durch: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Kofinanziert von der Europäischen Union