Rund 50 Prozent der Frauen – egal ob mit oder ohne Kind im Haushalt – favorisieren demnach Arbeitsplätze, die ihnen Flexibilität bei der Stundenzahl bieten. Auch flexible Arbeitszeiten mit variabler Lage der täglichen Arbeitszeit werden präferiert. Dazu passt, dass weniger als 30 Prozent aller Befragten eine Stelle mit festen Arbeitszeiten bevorzugen.
Die klassische Vollzeitstelle ist nicht erste Wahl – mehr Flexibilität gewünscht
Die befragten Frauen und Männer sollten anhand von Muster-Stellenanzeigen deren Attraktivität unter anderem in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beurteilen. 48,9 Prozent der Frauen und 47,6 Prozent der Männer bevorzugen Stellen, die sie wahlweise in Vollzeit oder in Teilzeit ausüben können. Demgegenüber präferieren insgesamt deutlich weniger Beschäftigte reine Vollzeitstellen. Sind jüngere Kinder im Haushalt, wählen lediglich 21,3 Prozent der Frauen Stellen in Vollzeit – und auch nur 38,1 Prozent der Männer. "Hier deutet sich an: Paare wollen heutzutage Erwerbs- und Sorgearbeit anders aufteilen. Dazu müssen sie Arbeitszeiten flexibler an ihre Bedürfnisse anpassen können", betont unsere Arbeitsmarktexpertin, Michaela Hermann.
Von der Teilzeitfalle zur Zeitsouveränität
Doch auch klassische Teilzeitstellen sind für viele Frauen keine Alternative. Frauen mit jüngeren Kindern befürworten lediglich zu 38,3 Prozent Teilzeit. Bei kinderlosen Frauen und bei Müttern mit älteren Kindern sind es sogar nur 29,9 Prozent. "Reine Teilzeit ist ganz offensichtlich keine Präferenz, auch nicht bei Müttern", erklärt unsere Arbeitsmarktexpertin, Luisa Kunze. "Mütter können aufgrund stereotyper Aufgabenverteilung in der Partnerschaft nach dem Wiedereinstieg ins Berufsleben oft nur Teilzeit arbeiten. Wenn sie ihre Arbeitszeit nicht flexibler aufstocken können, stecken sie in der Teilzeitfalle fest. Viele bleiben bei einem geringen Stundenumfang, berufliche Karrieren brechen ab und Potenziale gehen verloren."
Flexible Lage der täglichen Arbeitszeit gewünscht
Auch vollständig flexible Arbeitszeiten ohne feste Kernzeiten stehen hoch im Kurs. 45 Prozent aller befragten Frauen und Männer zeigen viel Sympathie für ein solches Arbeitszeitmodell. Die Zustimmung zu starren Arbeitszeiten fällt dagegen deutlich kleiner aus. Sie liegt bei den befragten Frauen bei knapp einem Viertel (24,8 Prozent). Auch nur 29,2 Prozent der Männer würden eine Arbeitsstelle mit starren Arbeitszeiten wählen. "Flexible Arbeitszeiten bieten die Chance, Berufliches und Privates besser miteinander zu vereinbaren", erläutert Michaela Hermann. "Diese Flexibilität schafft mehr Räume, auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu sein. Mitarbeiterorientierte flexible Arbeitszeitmodelle nützen so auch den Arbeitgebern."
Familienfreundlichkeit macht Stellenangebote attraktiver
Mit dem Thema Familienfreundlichkeit können Arbeitgeber in Zeiten des Fachkräftemangels besonders gut punkten. Für 44,3 Prozent der Frauen mit jungen Kindern im Haushalt ist der Hinweis auf die Familienfreundlichkeit wichtig. Viel Gegenliebe bei Männern und Frauen (35,6 bis 42,4 Prozent) findet die finanzielle Unterstützung des Arbeitgebers bei Kinderbetreuung und Betreuungsmöglichkeiten in der Nähe der Arbeitsstelle.
Im Schichtdienst zählt Verlässlichkeit – bei Kinderbetreuung und geregelten Arbeitszeiten
Aufgaben in Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, ist insbesondere für Beschäftigte im Schichtdienst eine Herausforderung. Knapp ein Viertel der Befragten gibt an, im Schichtdienst zu arbeiten. Einen Kinderbetreuungsplatz in Arbeitsplatznähe finden 47,8 Prozent aller Schichtarbeitenden wichtig – und damit deutlich mehr als die nicht im Schichtdienst Arbeitenden (38,1 Prozent). Mit 46,7 Prozent legen deutlich mehr Beschäftigte im Schichtdienst größten Wert auf geregelte Arbeitszeiten, der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten spielt hier nur eine geringe Rolle.
Quelle: Bertelsmann Stiftung