Noch ist der Frauenanteil mit 12,6 Prozent sehr gering, doch bietet der Generationswechsel Gelegenheit, die Führungsstrukturen zügig zu modernisieren, schreibt die AllBright Stiftung in einem Bericht. Erste Unternehmen zeigen, wie es geht.
In den Geschäftsführungen der 100 umsatzstärksten deutschen Familienunternehmen arbeiten am 1. März 2024 nur 12,6 Prozent Frauen. Das sind zwar gut 4 Prozentpunkte mehr als noch vor zwei Jahren, aber weiterhin deutlich weniger als bei den 160 in DAX, MDAX und SDAX notierten Unternehmen, wo der Anteil inzwischen bei 19 Prozent liegt. Fast die Hälfte der Familienunternehmen (47) hat nun mindestens eine Frau in der Geschäftsführung, vor zwei Jahren war es nur knapp ein Drittel (32).
Je privater das Unternehmen, desto männlicher die Führung
Je höher die Transparenz des Unternehmens und der Einfluss familienfremder Akteure, desto höher ist auch der Frauenanteil in der Geschäftsführung. 20 der 100 größten deutschen Familienunternehmen sind auch an der Frankfurter Börse notiert und die Familie hält einen signifikanten Anteil der Aktien (z.B. BMW, Continental, Henkel oder Merck). Der Frauenanteil in den Geschäftsführungen dieser Unternehmen entspricht mit 19,6 Prozent in etwa dem Durchschnitt aller Börsenunternehmen und ist damit deutlich höher als bei den nicht-börsennotierten Familienunternehmen (10,6 Prozent).
Nachfolge ist meist noch männlich
Machtvolle Positionen wie der Vorsitz der Geschäftsführung oder des Aufsichtsrats werden innerhalb der Eigentümerfamilie noch immer vorwiegend Männern anvertraut. Nur in zwei der großen Familienunternehmen haben weibliche Familienmitglieder den Vorsitz der Geschäftsführung inne: Anna Maria Braun bei B. Braun Melsungen und Nicola Leibinger-Kammüller bei Trumpf. Seit 1. März 2020 ist keine einzige Frau aus einer Unternehmerfamilie in eine Geschäftsführung eingestiegen. Unter den Aufsichtsratsvorsitzenden sind nur drei Frauen: Cathrina Claas-Mühlhäuser (Claas), Simone Bagel-Trah (Henkel) und Bettina Würth (Würth).
Generationswechsel ist eine Chance für schnellere Veränderung
„Die traditionsverhafteten privaten Familienunternehmen tun sich bislang schwer, mehr Frauen in die Führung zu holen – sei es im aktiven Management oder in den Kontrollgremien“, kommentieren die Geschäftsführer der AllBright Stiftung Wiebke Ankersen und Christian Berg. „Sie alle wollen aber die Fähigsten in der Geschäftsführung haben – und das sind natürlich auch Frauen. Der in vielen Unternehmerfamilien anstehende Generationenwechsel ist eine Chance, jetzt schnell deutlich mehr Frauen in die Führung zu bringen. Michael Otto hat gerade gezeigt, wie man so einen Generations-wechsel verantwortlich gestalten kann. Genau das erwarten Mitarbeitende, Kunden und Gesellschaft heute. Wollen Familienunternehmen attraktive Arbeitgebende bleiben, ist es höchste Zeit.“
Quelle: AllBright Stiftung