Armut ist weiblich - auch im Alter!

Frauen sind nach wie vor besonders von Altersarmut gefährdet. Das geht aus der Handlungsorientierten Sozialberichterstattung (HSBN) hervor, die im Rahmen eines Fachtages vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung vorgestellt wurde.

Der Schwerpunkt der Auswertung ist laut Pressemitteilung diesmal das Thema Armutsgefährdung im Alter. Die Daten des Jahres 2023 zeigen eine hohe Armutsgefährdungsquote für Menschen ab 65 Jahren von 17,9 Prozent. Besonders von Altersarmut gefährdet sind Frauen: Die statistische Armutsgefährdungsquote von Frauen ab 65 Jahren liegt bei 20,4 Prozent und damit signifikant höher als bei Männern (14,9 Prozent).
Alleinerziehende haben ein besonders hohes Armutsrisiko: In Haushalten von erwerbstätigen Alleinerziehenden betrug die Quote der Armutsgefährdung 27,3 % und 53,3 % unter den atypischen Beschäftigten. Im Jahr 2023 lebten in Niedersachsen 279 000 Alleinerziehende, davon waren mit 217000 mehr als drei Viertel (77,9 %) Frauen, wovon fast zwei Drittel (62,7 %) einer Erwerbstätigkeit nachging, zumeist in Teilzeit. Wenn die Möglichkeit fehlt, einer auskömmlichen Erwerbstätigkeit nachzugehen, fehlen auch die Möglichkeiten, ausreichende Rentenansprüche zu erwerben bzw. Vorsorge für den Ruhestand zu treffen. Die HSBN 2024 zeigt auf: Armut ist weiblich – und dies auch im Alter.

"Frauen beim Erwerb durchgängiger Erwerbsbiografien besser zu unterstützen"
Niedersachsens Staatssekretärin im Sozialministerium, Dr. Christine Arbogast, stellt im Rahmen des Fachtages fest: „Die Armutsgefährdungsquote 2023 für Menschen ab 65 Jahren in Niedersachsen liegt mit 17,9 Prozent deutlich zu hoch. Auffällig ist, dass überdurchschnittlich oft Frauen von Armut betroffen sind. Die strukturelle Geschlechterungleichheit bei Chancen auf dem Arbeitsmarkt, der häufige Verzicht auf Karriere, unterbrochene Erwerbsbiografien oder ein hoher Teilzeitanteil zugunsten von unbezahlter Sorgearbeit und Kinderbetreuung sind für viele Frauen ein echtes Armutsrisiko.
Wenn die Möglichkeit fehlt, einer auskömmlichen Erwerbstätigkeit nachzugehen, fehlen auch die Möglichkeiten, ausreichende Rentenansprüche zu erwerben beziehungsweise Vorsorge für den Ruhestand zu treffen. Daher ist es wichtig, Gleichstellungspolitik auch immer arbeitsmarktpolitisch zu denken und umzusetzen. Hier gibt es gesamtgesellschaftlich immer noch sehr viel zu tun."

Sozial-, Arbeits- und Gleichstellungsminister Dr. Andreas Philippi ergänzt: „Wir als Gesellschaft haben eine Verantwortung, Frauen beim Erwerb durchgängiger Erwerbsbiografien besser zu unterstützen. Wesentliche Faktoren sind hier die Aufgabenteilung in der Sorgearbeit, die Verfügbarkeit von Betreuungsangeboten sowie flexible und bedarfsgerechte Arbeitszeitmodelle, aber auch frühzeitige Information über das Thema Finanzen und Vermögensbildung. Außerdem braucht es ein kurzfristiges Signal für einen funktionierenden Sozialstaat an die Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, dass sie sich auf stabile Renten verlassen können. Daher muss das Rentenpaket II auf jeden Fall umgesetzt werden."

Die HSBN und der Anlagenbericht sind auf der Seite des Ministeriums veröffentlicht.

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